Fasten (z.B. Wasserfasten, Saftsaften oder auch Intervallfasten) wird schon seit einiger Zeit als gesundheitsförderliche Maßnahme propagiert. Es wird von einer besseren Entgiftung und Regeneration des Körpers gesprochen. Häufig wird gesagt, dass insbesondere für deinen Darm das Fasten eine wahre Erholung ist.
Viele Reizdarmbetroffene, die ich in meinen Coachings begleite, haben das Fasten schon ausprobiert und sind meistens verwundert, dass es sie nicht weitergebracht hat. Vor allem langfristige Erfolge nach dem Fasten sind für die Darmgesundheit ausgeblieben. Mir ging es genauso – ich habe so einiges an Fastenkuren ausprobiert (Wasserfasten, Saftfasten, Zitronensaftkur, Kokosnusswasserfassten und auch Trockenfasten) und meinem Darm hat es überhaupt nicht geholfen. Heute weiß ich auch, warum das so ist. In diesem Artikel erfährst du, warum gerade bei Darmproblemen das regelmäßige Essen wichtig ist.
Definition von (Nahrungs-)Fasten
Als Fasten wird die völlige oder teilweise Enthaltung von allen oder bestimmten Speisen, über einen bestimmten Zeitraum hinweg, bezeichnet. Es gibt ganz unterschiedliche Formen des Nahrungsfastens. Früher wurde unter Fasten häufig das Wasserfasten verstanden. Mittlerweile gibt es viele weitere beliebte Modelle, wie z. B. das Intermittierende Fasten bzw. Intervallfasten.
Beim Intermittierenden Fasten bzw. Intervallfasten wird in einem bestimmten Rhythmus zwischen der normalen Nahrungsaufnahme und den Fastenphasen hin und her gewechselt. Die beliebteste Variante des Intervallfastens ist die 16/8-Methode. Man fastet jeden Tag 16 Stunden lang. In den übrigen 8 Stunden nimmt man seine Mahlzeiten ein.
Fakten zum Fasten
1. Fasten verlängert das Leben – stimmt das wirklich?
Es ist richtig, dass es Studien gibt, in denen Affen bei Nahrungsrestriktion länger leben und insgesamt weniger Krankheiten entwickeln. Doch es gibt auch andere Studien, die zeigen, dass es keinerlei gesundheitliche Vorteile bringt, wenn die Nahrungsaufnahme eingeschränkt wird. Wie kann das sein? Bei genauerer Betrachtung ist der Unterschied schnell ausgemacht: die Art der Ernährung. Werden die Affen mit einer natürlichen Ernährungsform gefüttert, führt die Einschränkung von Nahrung zu keinerlei gesundheitlichen Vorteilen – bei synthetischem Futter hingegen leben die Affen länger, wenn sie weniger davon bekommen.
Es macht also nicht die Menge den Unterschied, sondern die Qualität der Nahrung!
2. Autophaghie – mehr ist nicht besser!
Der Begriff Autophagie bedeutet so viel wie „sich selbst verzehren“ oder „Selbstverdauung“. Denn ohne Nahrungszufuhr suchen Körperzellen andere Energiequellen, bauen nicht benötigte Zellbestandteile ab und verwerten diese.
Doch da haben wir auch schon das Problem: Die Autophagie ist ein komplexer Prozess, der noch nicht vollständig verstanden ist. Keiner weiß, wie sich dieser Prozess im Menschen tatsächlich antreiben lässt und ob es überhaupt sinnvoll ist, ihn anzutreiben. Zu viel Autophagie ist nicht unbedingt gut, denn es geht immer auch um eine Balance.
3. Entlastung des Darms – brauchen wir das überhaupt?
Wenn wir uns durch Fasten besser oder energiegeladener fühlen, dann oft deshalb, weil unsere Auswahl der Lebensmittel für uns und unseren Darm nicht optimal ist. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich morgens nach einem Hirsebrei gleich wieder hinlegen konnte 😉 Wenn wir Lebensmittel zu uns nehmen, die für uns leicht verdaubar sind und uns dadurch Energie schenken, fühlen wir uns auch nach dem Essen super. Eine Entlastung des Darms ist dann also überhaupt nicht notwendig. Da der Reizdarm zur Regeneration eher mehr als weniger Nährstoffe benötigt, sollten wir diese auch ausreichend zuführen.
Dann noch ein wichtiger Punkt zum Mikrobiom. Ja, das Mikrobiom verändert sich während des Fastens. Das ist klar, da es sich permanent – abhängig vom Input – anpasst. Wenn allerdings nach dem Fasten wieder regulär gegessen wird, hat nach einer Weile das Mikrobiom wieder seinen Ausgangszustand erreicht.
Bei einer darmfreundlichen Ernährung, haben wir keine Vorteile durch Fastenphasen.
4. Ignorieren des Hungergfühls produziert Stress im Körper
Beim Fasten wird nachweislich das Stresshormon Cortisol erhöht. Das Problem eines chronisch erhöhten Cortisolspiegels besteht darin, dass er wiederum viele biologische Prozesse im Körper negativ beeinflusst und auch Auswirkungen auf das Verdauungssystem hat.
Zum Beispiel zeigt Cortisol Effekte auf unsere Produktion von Sexualhormonen, insbesondere von Testosteron und Östrogen. Bei Frauen kann ein erhöhtes Stresslevel zu Zyklusstörungen bis hin zu Unfruchtbarkeit führen. Auch die Schilddrüsengesundheit hängt stark von einem ausgeglichenen Hormonhaushalt ab.
Es wird angenommen, dass die Belastung durch Stress (insbesondere chronischer Stress) ein Risikofaktor ist für das Reizdarmsyndrom und andere funktionelle Beschwerden des Gastrointestinaltrakts. Außerdem hilft Cortisol während einer Stressreaktion, den Blutfluss in Richtung Gehirn, Muskeln und auch Gliedmaßen zu lenken, anstatt in Richtung Verdauungstrakt – die Verdauung wird also im Wesentlichen heruntergefahren.
Das alles zeigt, dass (chronischer) Stress Auswirkungen auf viele Prozesse in deinem Körper und auch auf deine Darmgesundheit hat.
Viele von uns leben sowieso bereits in einem Zustand chronischen Stresses. Deshalb ist es wichtig zu lernen, unseren Stress und unsere Stresshormone durch eine Vielzahl an Maßnahmen gut in den Griff zu bekommen. Dazu gehört auch, das Fasten zu vermeiden.
Du möchtest einfach wieder genussvoll essen und endlich beschwerdefrei leben? Dann frage direkt für das Darmfreude-Coaching an und erfahre, wie du deinen Darm auf natürliche Art und Weise wieder ins Gleichgewicht bringen kannst.
Verwendete Quellen:
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